Vom 25. bis 28. November 2010 fand eine internationale Erdbeben-Großübung in der Toskana, organisiert durch den italienischen Zivilschutzverband [www.protezionecivile.it] statt. Zur TEREX 2010 (Tuscany Earthquake Relief Exercise) rückte die SARUV mit 23 Einsatzkräften aus.
Bericht zur Übung:
Freitag, den 19.11.2010 - Mobilisierung
Alle Teammitglieder trafen sich im Feuerwehrhaus Rankweil, um Bekleidung, Materialien und Geräte auszufassen. Jedes Teammitglied erhält eine Zargesbox zum Transport der persönlichen Ausrüstung. Routen- sowie Zeitplanung, Verpflegungsvorbereitung, Checks des benötigten Equipments und vieles mehr stand auf dem Plan.
Donnerstag, den 25.11.2010 - Einsatzbefehl / Abfahrt
Nach dem Verladen des restlichen Materials und der Team- und Fahrzeugzuteilung wurde "Aufsitzen" und "Abfahren" befohlen. Die SARUV bildete sich aus 23 Einsatzkräften bestehend aus 18 Feuerwehrmännern, zwei Hundeführern der Bergrettung, zwei Notfallsanitätern des Roten Kreuzes und einem Kamerad des Landesfeuerwehrverbandes, der neben der Teamverstärkung unter anderem auch die Kommunikation sicherte, zusammen. Im Konvoi fuhren wir mit Unseren 7 Fahrzeugen (1 Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung, 1 Schweres Rüstfahrzeug, 2 Versorgungsfahrzeuge, 2 Mannschaftstransportfahrzeuge und einem Bergrettungsjeep mit Hundeanhänger) bis nach Bellinzona (CH) wo wir dann in der ansässigen Feuerwehrhalle (60 Jahre alte Fabrikhalle) inmitten von Feuerwehrfahrzeugen und Spinde unsere Feldbetten aufschlugen.
Freitag, den 26.11.2010 - Anreise / Einsatzbefehl
Früh morgens um 04:00 Uhr wurde aufgestanden und nach einem kleinen Frühstück pünktlich um 05:00 Uhr weiter bis zum Zollamt Chiasso (CH vs. I) gefahren. Dort wurden Wir von der italienischen Polizia mit zwei Fahrzeugen in Empfang genommen - mit Blaulicht, teilweise bei starkem Schneefall bis nach Carrara in der Toskana. Angekommen, wurde die Search and Rescue Unit Vorarlberg in zwei Teams gesplittet und auf zwei Schadensgebiete ca. 80 Kilometer auseinander liegend eingesetzt. Beide Teams setzten sich in Bewegung, das Team II wurde in einer Messehalle, in der schon eine Zeltstadt vorbereitet worden war, untergebracht. Nach einem kleinen Stärkung wurden die internationalen Teams (Russen, Kroaten, Franzosen, Italiener und Österreicher [die SARUV]) zum Briefing gebeten. Da dieses Gebiet 1920 von einem starken und lang andauernden Erdbeben heimgesucht wurde, wussten die Veranstalter und Organisatoren nur zu gut, wie sie die einzelnen Schadensgebiete und Szenarien zu gestalten hatten. Im Konvoi wurden die Teams wiederum von der Exekutive eskortiert und wir fuhren zum Schadensgebiet. Beim ersten Szenario wurde das Team Austria II mit dem italienischen Team der USAR gemeinsam zu mehreren verschütteten Kanalarbeitern gerufen. Bis auf die etwas erschwerte Kommunikation (keiner des 11-köpfigen italienischen Teams sprach Englisch), wurde die erste Aufgabe bestens gemeistert. Nach dem im Anschluss abgehaltenen Debriefing und dem wiederum eskortierten Konvoi zurück zur Zeltstadt wurde zu Abend gegessen und das Team Austria II genoss ein Vorarlberg stämmiges Hopfen-/Malzgetränk bevor zur Bettruhe geblasen wurde. Dass unser Zelt des Öfteren nass verstaut worden ist und die trotz allem komfortablen "Feld-Stockbetten" noch aus Vorkriegszeiten stammen dürften, mutmaßten wir schon beim Bezug des Zeltes. Das Team I der SARUV wurde am Freitag gemeinsam mit einem slowenischen USAR-Team zu einer teilweise eingestürzten Fabrikhalle inmitten einer Kleinstadt gerufen. Es bestätigte sich durch den Einsatz unserer Suchhunde reltiv rasch, dass sich noch mehrere verschüttete unter den Trümmern befanden. Eine Schweirigkeit bei diesem Übungsszenario stellte die Tatsache dar, dass aufgrund von ausgetretenem Gas Explosionsgefahr bestand und in weiterer Folge keine elektrischen bzw. motorisierten Geräte verwendet werden durften. Durch Freischaufeln des betroffenen Bereiches und den Einsatz von Hebekissen konnte schnell ein Zugang geschaffen und die verschütetten Personen gemeinsam mit dem slowenischen Team geborgen werden. Im Anschluss konnte in einem weiteren Teil der Halle eine Person lokalisiert werden, durch den Einatz eines Kombispreizers konnten die Stahlgitter entfernt werden und die Person konnte mittels Schaufeltrage aus dem Rohr befreit werden.
Samstag, den 29.11.2010 - Einsatzbefehle / Nachbesprechung / Verabschiedung
Wiederum früh morgens im Konvoi eskortierte uns die Polizia zum Schadensraum – der "Working Area". Nach der Teamleaderbesprechung und dem darauffolgenden Abmarschbefehl machten wir uns auf den Weg zum 7. der insgesamt 8 verschiedenen Szenarien dieses Schadensgebietes. Es galt ein durch das Erdbeben zerstörtes mit Chemikalien belagertes Fabrikgebäude zu räumen und die schlussendlich drei durch Inhalationstraumatas beeinträchtigten mittelschwerverletzten Patienten zu bergen und zu versorgen. Dies wurde durch die Atemschutzträger unseres Teams bravourös gelöst. Nach unserer für den Chief of Staff (unser Beobachter) überraschenden Meldung: "Szenario ready!" wurde wiederum ein kurzes Debriefing abgehalten. Die Veranstalter rechneten für das von uns in einer Stunde abgearbeiteten Szenario ca. 2,5 Stunden. Nach einigen auf italienisch durchgeführten Funksprüchen bekamen wir noch einen neuen Einsatzbefehl. Diesmal galt es einen PKW unter einem riesigen Schutthaufen voll mit Holzstämmen, Mauerwerk, Steine usw. zu entfernen. Unter Einsatz von Manneskraft, Motorsäge, Greifzug und Co. konnte das Fahrzeug bald mittels Bergeschere eröffnet werden und der leider nunmehr tot aufgefundene Patient wurde von uns geborgen. Nach der vom Teamleader geforderten Sicherheitssuche wurde ein Suchhund des französischen Teams herbeigeholt und bald wurde klar, dass hier noch mindestens eine weitere Person sein muss. Im ebenso zugeschütteten Montageschacht unterhalb des Fahrzeugwracks lokalisierten wir schlussendlich noch zwei weitere Personen. Nach einer mühevollen und herausfordernden Bergung konnten wir einen schwer- und einen mittelschwerverletzten Patienten an das Croce Rossa Italia übergeben. Das Team I wurde am Samstag ebenfalls bei zwei unterschiedlichen Übungszenarien eingesetzt; am frühen Morgen wurde ein Schadensgebiet in dern Bergen angefahren. Durch einen Erdrutsch wurden mehrere Fahrzeuge sowei Personen verschüttet und die Bergung wurde insofern erschwert, als dass sich die Einsatzstelle jenseits eines Flusses befand, welcher mit Fahrzeugen nicht überquert werden konnte - dies bedeutete, dass sämtliches Equipment per Hand zur Einsatzstelle gebracht werden musste. Die slowenischen Kollgen errichteten in Anbetracht eine Materialseilbahn, mit der auch Patienten relativ leicht transportiert werden hätten können. Nachdem die Suchhunde der Bergrettung das Schadensgebiet mehrmals durchsucht hatten, wurde mit der Befreiung der Überlebenden bgeonnen, was sich aufgrund der enormen Erdmassen als sehr kräfteraubend herausstellte. Durch die intensive Zusammenarbeit aller konnten alle Überlebenden befreit werden und die Schadensstelle verlassen werden. Im direkten Anschluss wurde das neue Übungsgebiet angefahren, welches sich in einem Industriegebiet befand. Ein Trümmefeld wurde vorgefunden und hier konnten das Schwere Rüstfahrezug sowie ebenfalls ein Unimog mit Kran des slowenischen Teams wertvolle Arbeit leisten, um die tonnenschweren Platten anzuheben. Plötzlicher Gasgeruch führte zur sofortigen Evakuierung der Schadensstelle, was reibungslos funktionierte und die Arbeit konnte nach entsprechender Nachkontrolle wieder aufgenommen werden. Zwei Personen befanden sich im Tunnelsystem, das aufgrund der Trümmer nicht zugänglich war und erst nachdem eine Öffnung geschaffen werden konnte, gelang es, in das Tunnelsystem einzusteigen, um die Erdbebenopfer medizinisch zu versorgen sowei eine entsprechende Rettung vorzubereiten. Jeweils eine Person konnte durch das slowenische Team und durch das Team I der SARUV befreit und dem Rettungsdienst übergeben werden. Somit war auch die letzte Einsatzstelle erfolgreich beendet und an dieser Stelle darf noch hervorgehoben werden, dass die Zusammenarbeit mit dem slowenischen USAR-Team außerordentlich gut war, die Tatsache, dass fast alle Deutsch sprachen, erleichterte das natürlich wesentlich. Abgekämpft aber mit uns selber sehr zufrieden wurden die Fahrzeuge beladen und das Equipment verstaut. Nach dem sehr positiv ausfallenden letzten Debriefing wurde alles für die Verlegung im Konvoi in das gut 2 Stunden entfernte Lucca vorbereitet. Die Stadt wurde für uns von herumwimmelnden Exekutivbeamten gesperrt, somit konnte der komplette Konvoi ohne anzuhalten ihren Bestimmungsort erreichen. Wir beschrieben diese Bilder mit: "ein Meer voller Blaulichter ..." So waren doch sicherlich ca. 25 Einsatzfahrzeuge im Konvoi involviert. Nach der letzten Unterkunftseinteilung und dem Bezug des beheizten Zeltes wurde die Abschlussbesprechung durch die jeweiligen Teamleader der einzelnen Nationen sowie etliche Dankesworte abgehalten. Vor der letzten Nachtruhe in Italien wurde der für den einen oder anderen länger andauernden internen Nachbesprechung und dem Erfahrungsaustausch mit den internationalen Teams gefrönt ...
Sonntag, den 28.11.2010 - Abmarsch
Zeitig aufgestanden wurden die Lager geräumt, Equipment verladen und festgezurrt, Überbleibsel der letzten Stunden beseitigt und nach einem spärlichen Frühstück die Heimreise angetreten. Nach zirka neun Stunden Fahrt vom Meer über den mit Schnee bedecktenFahrbahnbelag des San Bernardinos kamen wir in Rankweil an. Hoffnungsfroh dem Feierabend entgegen mussten aber erst noch alle Fahrzeuge vom Schlamm und Dreck befreit, das Equipment vervollständigt und einsatzbereit abgestellt werden sowie die vor Dreck stehende Einsatzkleidung zur Reinigung bereitgelegt werden. So schlossen wir am Sonntag, den 28.11.2010 um ca. 20:00 Uhr die Tore des Lagers der SARUV beim Feuerwehrhaus Rankweil.
Einige sehr spannende und ereignisreiche sowie zukunftsvolle Tage gingen somit zu Ende! Das war die TEREX 2010 mit den Teams Austria I und II der Search and Rescue Unit Vorarlberg!